Das Ende der Laufzeit erreicht

Ein Rückblick auf beendete Forschungsinitiativen

Im vergangenen Jahr haben drei Forschungsheiheiten der Ludwig Boltzmann Gesellschaft ihre wertvolle Arbeit erfolgreich abgeschlossen.

Das Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie setzte neue Maßstäbe in der archäologischen Forschung durch innovative Technologien. Das Ludwig Boltzmann Institut für Lungengefäßforschung hat bahnbrechende Erkenntnisse für die Behandlung von Lungenerkrankungen geliefert. Die Ludwig Boltzmann Forschungsgruppe Senescence and Healing of Wounds hat bedeutende Fortschritte in der Alters- und Wundheilungsforschung erzielt. Dieser Rückblick würdigt ihre wegweisenden Erfolge und den Einfluss ihrer Arbeit.

LBI ArchPro – 14 Jahre Innovation für das Kulturerbe

Das Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) beendete mit Ende April 2024 seine 14-jährige Laufzeit – mit beachtlichem wissenschaftlichem Erfolg und internationaler Sichtbarkeit. Unter der Leitung von PD ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Neubauer war das Institut führend in der Entwicklung, Anwendung und Verbreitung effizienter, nicht-invasiver Methoden zur archäologischen Prospektion, digitalen Dokumentation und virtuellen Archäologie.

Mit einem Konsortium aus 17 europäischen Institutionen und 35 Partnerorganisationen (Forschungseinrichtungen, Museen, Denkmalbehörden, KMU, öffentliche Stellen) wurde das LBI ArchPro von der Ludwig Boltzmann Gesellschaft gefördert. Die Grundfinanzierung konnte durch Drittmittel und Beiträge internationaler Partner auf eine Gesamtsumme von insgesamt 21,8 Millionen Euro mehr als verdoppelt werden.

Im Zentrum der Forschung stand der Einsatz modernster Technologien wie Bodenradar, Magnetometrie, 3D-Laserscanning und Robotersysteme zur großflächigen, zerstörungsfreien Erkundung archäologischer Stätten. Internationales Renommee erlangte das Institut durch Projekte an bedeutenden Stätten wie Stonehenge (UK), Carnuntum (AT), Kuelap (PE), Birka (SE), dem Stephansdom (AT) oder den Ringburgen Harald Blauzahns (DK).

Ein besonderes Anliegen war die Verankerung des innovativen LBI-Ansatzes im öffentlichen Bewusstsein: Neben Publikationen und Konferenzen wurden TV-Dokumentationen produziert, Pressearbeit geleistet und moderne Vermittlungsformate entwickelt. Die Forschungsergebnisse flossen in Politikberatung, Raumplanung, Tourismus- und Bildungsinitiativen ein – stets im Sinne der Valletta-Konvention, die den Einsatz zerstörungsfreier Methoden fordert.

Bei der letzten Evaluierung erzielte das LBI ArchPro die beste Bewertung in der Geschichte der Ludwig Boltzmann Gesellschaft. Es bleibt ein Vorreiter für die Verbindung von Technologie, Kulturforschung und gesellschaftlichem Nutzen – und ein Modell für interdisziplinäre Spitzenforschung im digitalen Zeitalter.

Zum Einsatz kamen effiziente Fernerkundungsmethoden und hochauflösende oberflächennahe geophysikalische Prospektionen. Diese Methoden bieten die Möglichkeit, vergrabene Archäologie zu entdecken, zu erforschen und zu dokumentieren, ohne sie dem Risiko der Zerstörung auszusetzen, und tragen so dazu bei, gefährdetes Kulturerbe für künftige Generationen zu erhalten.

„Good Bye“ – Das LBI für Lungengefäßforschung endet nach 14 Jahren

Mit 30. Juni 2024 endete die 14-jährige Laufzeit des Ludwig Boltzmann Instituts für Lungengefäßforschung (LBI-LVR) in Graz. Das Institut war ein Zentrum der Exzellenz, das Grundlagen- und klinische Forschung unter einem Dach vereinte – mit dem Ziel, Lungengefäßerkrankungen wie pulmonale Hypertonie besser zu verstehen, frühzeitig zu diagnostizieren und gezielt zu behandeln.

Der interdisziplinäre Ansatz ermöglichte eine enge Zusammenarbeit zwischen Molekularbiologie, klinischer Forschung und Patientenbeteiligung. Das LBI-LVR identifizierte neue therapeutische Zielstrukturen, entwickelte diagnostische Werkzeuge und trug wesentlich zur Verbesserung der klinischen Leitlinien bei. Zahlreiche Publikationen, Patente und internationale Auszeichnungen zeugen vom hohen wissenschaftlichen Output des Instituts.

Ein besonderes Augenmerk galt der Anwendung nicht-invasiver Methoden zur Früherkennung und Therapiekontrolle. In präklinischen und klinischen Studien wurden neue Konzepte erfolgreich getestet – stets mit dem Ziel, die Lebensqualität von Patient:innen zu verbessern. Gleichzeitig war das Institut ein Impulsgeber für die internationale Sichtbarkeit der Lungenforschung an der Medizinischen Universität Graz.

Das LBI-LVR engagierte sich auch stark in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Zahlreiche junge Talente konnten über das Institut entscheidende Schritte in ihrer Karriere machen – unterstützt durch Open Innovation, interdisziplinäre Netzwerke und die aktive Mitwirkung von Betroffenen.

Die aufgebauten Strukturen und Kompetenzen gehen nicht verloren: 2021 wurde das „Lung Research Cluster“ an der Medizinischen Universität Graz gemeinsam mit der Ludwig Boltzmann Gesellschaft ins Leben gerufen. Hier fließt das Know-how des LBI-LVR ein – mit dem Ziel, die zellulären und molekularen Ursachen schwerer Lungenerkrankungen wie Lungenhochdruck, COPD, Fibrose und Lungentumoren weiter zu erforschen und neue Strategien für Prävention, Diagnose und Therapie zu entwickeln.

Das LBI-LVR war ein Wegbereiter – und seine Mission wird nun im „Lung Research Cluster“ fortgesetzt.

Danke für die tolle Zeit an das gesamte Team!

Erste Schritte mit nicht-heilenden Wunden: Das Projekt SHoW

Die transdisziplinäre Forschungsgruppe SHoW – Senescence and Healing of Wounds – widmete sich vier Jahre lang den biologischen, sozialen und strukturellen Aspekten von nicht-heilenden Wunden. Einzigartig war ihr ganzheitlicher Zugang: Neben einer biomedizinischen Forschungsgruppe arbeiteten auch Sozialwissenschaftler:innen und ein Co-Creation-Team gemeinsam daran, Lösungen für Betroffene zu entwickeln. Im Zentrum stand stets die Frage: Wie kann der Weg zur richtigen Diagnose und Versorgung erleichtert werden?

Wenn die Zeit keine Wunden heilt

Chronische Wunden – häufig verursacht durch Diabetes oder Gefäßerkrankungen – benötigen nicht nur intensive Pflege, sondern auch ein gutes Zusammenspiel aus Wundbehandlung und Therapie der Grunderkrankung. Betroffene stehen dabei oft vor großen Herausforderungen – medizinisch, organisatorisch und emotional.

Wegweiser zur besseren Versorgung

SHoW entwickelte gemeinsam mit Betroffenen, Hausärzt:innen und Fachleuten einen umfassenden Leitfaden, der später als Webseite unter www.wunde-heilt-nicht.at umgesetzt wurde. In einfacher Sprache wird erklärt, was nicht-heilende Wunden sind, wie man eine geeignete Versorgung findet und wie Patient:innen aktiv mitwirken können. Die Inhalte wurden auch ins Türkische, Rumänische und Arabische übersetzt – ein wichtiger Beitrag zur barrierefreien Gesundheitsinformation.

Co-Creation: Offen, inklusiv, praxisnah

Mehr als 40 Personen wirkten in einem zweijährigen Designprozess mit: Fokusgruppen, Workshops und Gespräche mit Betroffenen und Angehörigen machten klar, dass verständliche Gesundheitsinformationen und klare Orientierung entscheidend sind. Hausärzt:innen wurden dabei als zentrale Koordinator:innen der Versorgung gestärkt.

Netzwerke und Selbsthilfe stärken

Im Juni fand das Forum „Wunde Punkte“ statt – mit über 100 Teilnehmenden aus Forschung, Praxis und Selbsthilfe. Ziel war der interdisziplinäre Austausch und die Bildung eines tragfähigen Netzwerks zur Wundversorgung. Zudem wurde in Wien die erste Selbsthilfegruppe für Menschen mit chronischen Wunden gegründet. Sie bietet Raum für Austausch, Unterstützung im Selbstmanagement und stärkt das Bewusstsein für die gesellschaftliche Bedeutung dieses oft übersehenen Themas.

Den Menschen im Blick

SHoW zeigt, wie wichtig es ist, die Wunde nicht isoliert zu betrachten, sondern auch soziale und emotionale Faktoren mitzudenken. Das Projekt leistete damit einen wichtigen Beitrag für eine ganzheitliche und patientennahe Gesundheitsversorgung in Österreich.

Danke für die wunderbare gemeinsame Zeit und all die schönen Momente – wir nehmen viele gute Erinnerungen mit.
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