HeRo: Digitale Kommunikation aus dem OP-Saal

LBI Digital Health and Patient Safety

Das LBI Digital Health and Patient Safety zeigt in einer Machbarkeitsstudie, wie An- und Zugehörige von Patient:innen rund um eine Operation digital auf dem Laufenden gehalten werden.

Eine Operation betrifft nicht nur die Patient:innen, sondern auch die An- und Zugehörigen. Die Wartezeit während einer Operation gilt für An- und Zugehörige als einer der belastendsten Teile eines Krankenhausaufenthaltes, in der sie sich Sorgen machen und versuchen, Informationen über den aktuellen Zustand der Patient:innen zu erhalten.

Unter dem Hashtag #HospitalsTalkToLovedOnes stellten Forscher:innen rund um die Studienautorin Mojca Hriberšek in einer internationalen Umfrage auf Social Media eine große Nachfrage nach besserer Kommunikation zwischen Spitalspersonal und An- und Zugehörigen besonders während Operationen fest: „In Österreich gibt es keine Warteräume wie in den USA, in denen sich An- und Zugehörige während der Operation der Patient:innen aufhalten können und in denen sie Informationen vom medizinischen Personal bekommen, sobald die Operation begonnen hat oder beendet ist. Das sorgt oft für Unsicherheit“, sagt die Studienkoordinatorin Mojca Hriberšek, die das Projekt unter der Leitung der Anästhesistin Eva Schaden betreut.

Analog zum Onlinehandel, der heutzutage jederzeit den Verbleib eines versandten Pakets nachverfolgbar macht, entwickelte das LBI Digital Health and Patient Safety unter Mitarbeit seines multidisziplinären Teams aus den Fachbereichen Anästhesie, Pflege, Soziologie, Psychologie, Informatik und Rechtswissenschaften in Zusammenarbeit mit Ärzt:innen und Pflegepersonen der MedUni/AKH Wien und dem Österreichischen Patient:innenbeirat den Nachrichtenservice Healthcare Router (HeRo). Patient:innen können nun vor der Operation eine an- oder zugehörige Person auswählen. Diese Personen können sich in weiterer Folge auf einer datensicheren Onlineplattform über den Status der Patient:innen während und nach der Operation informieren.

„Wenn die auskunftsberechtigte Person bestimmt wurde, kann sie sich auf der Plattform anmelden und wird mittels SMS informiert, sobald es Neuigkeiten von der Operation gibt und diese auf der Plattform zur Verfügung stehen“, erklärt Hriberšek. So können sich An- und Zugehörige live über den Status der Patient:innen auf dem Laufenden halten. Eine der vordefinierten Nachrichten, die während oder nach der Operation als Statusmeldungen abrufbar sind, lautet beispielsweise: „Der:die Patient:in ist im Operationssaal, die Narkose beginnt in Kürze.“ Besonders bei langen Operationen sind laufende Statusmeldungen wichtig, bis nach Abschluss der Operation die Verständigung erfolgt, dass der:die Patient:in auf die Intensivstation verlegt wurde oder nach einem Aufenthalt im Aufwachraum wieder auf die Bettenstation kommen wird.

„Das hat uns auch gezeigt, dass wenig Wissen in der Bevölkerung über den Ablauf von Operationen vorhanden ist“, sagt Hriberšek. So soll HeRo noch weiter ausgebaut werden und Informationen bezüglich des perioperativen Ablaufs abseits medizinischer Fakten anbieten, um Unklarheiten vorzubeugen. „HeRo ist daher für das Spitalspersonal ein gutes Tool, um die Kommunikation zu verbessern und für mehr Sicherheitsgefühl bei den An- und Zugehörigen zu sorgen.“

HeRo stellt vor allem auch für jene Menschen eine entscheidende Verbesserung dar, die ihre An- und Zugehörigen nicht zu einem Operationstermin begleiten können. Die Fachrichtung Neurochirurgie, auf der die Studie durchgeführt wurde, ist nur in wenigen Spitälern in Österreich vertreten. Patient:innen und ihre An- und Zugehörigen haben daher oft lange Anreisewege, weil sie aus unterschiedlichen Bundesländern kommen. HeRo kann hier auch für mehr gefühlte Nähe sorgen, da die Informationen über die Operationsprozesse unmittelbar abgerufen werden können.

Die Datensicherheit spielt bei einem digitalen Servicangebot wie HeRo eine besonders große Rolle. „Uns war wichtig, dass die Daten wirklich nur für die auskunftsberechtigten Personen einsehbar sind. Dazu haben wir mehrere Kontrollmechanismen eingebaut“, sagt Hriberšek. So müssen die Patient:innen die An- und Zugehörigen nicht nur im Vorfeld bestimmen, diese können sich auch nur mit einem speziellen Code registrieren und für die Plattform freischalten. Vor der Operation wird den Patient:innen nochmals der Name der registrierten Person bekanntgegeben, um sicherzustellen, dass die Patient:innen mit dem Versenden der Nachrichten einverstanden sind.

HeRo hilft aber nicht nur den Betroffenen, die Plattform soll auch das Spitalspersonal entlasten. In Österreich werden An- und Zugehörige zurzeit nicht proaktiv über den Status einer Operation informiert. Es liegt an ihnen selbst, bei den Spitälern anzurufen, um Auskunft über die Patient:innen während oder nach einer Operation zu erhalten. In der Konzeptionsphase von HeRo wiesen Mitglieder des Patient:innenbeirats darauf hin, dass An- und Zugehörige nach Operationen telefonisch oft gar nicht zu auskunftsberechtigten Personen durchkommen. Auskünfte zu geben bindet wiederum Ressourcen des Gesundheitspersonals. Die Machbarkeitsstudie sollte aufzeigen, ob diese Schleife digital unterstützt umgangen werden kann. Das Feedback der An- und Zugehörigen zeigt, dass die Kommunikation über HeRo dazu führte, dass weniger solche Anrufe getätigt wurden.

Die Machbarkeitsstudie, die von Juli bis August 2023 mit 25 Patient:innen durchgeführt wurde, sieht Hriberšek als großen Erfolg. Das Feedback zu HeRo war durchwegs positiv. Bis sich die Pilotstudie mit HeRos Prototyp in den Goldstandard verwandelt, wird es jedoch noch einige Zeit dauern. Denn während der Durchführung der Studie wurden die Statusmeldungen über HeRo noch manuell abgesetzt. Um Schnittstellen zu schaffen, die HeRo direkt über das Anästhesieprotokoll automatisiert mit Daten versorgen, müssen noch viele Expert:innen eingebunden werden.

Highlights

Abschluss des OIS-Projekts: „Reden Sie mit“ – Behandlungsfehler

Im Dezember 2023 wurde das Projekt mit einer Veranstaltung im Palais Strudlhof erfolgreich abgeschlossen. Neben fachlichen Impulsvorträgen von Expert:innen wurden die drei Pilotprojekte vorgestellt, deren Grundsteine in Co-Creation Workshops im Juni gelegt wurden und die nun zur Umsetzung kommen. Die drei Maßnahmen sollen helfen, Patient:innen und Gesundheitsdienstleister:innen zukünftig zu empowern, dadurch die Fehlerkultur im medizinischen Bereich langfristig zu verbessern und die Patient:innensicherheit in Österreich nachhaltig zu erhöhen. Alle Details finden Sie unter www.patientenbeirat.at/behandlungsfehler/

AI Health Vienna 2023: Closing the Gap

Unter dem Motto “Revolutionizing Healthcare through Artificial Intelligence” fand vom 13.-14.11.2023 der AI Health Vienna 2023 in Wien statt. Führende Expert:innen aus den Bereichen künstliche Intelligenz und Gesundheitswesen präsentierten bei der vom LBI DHPS mitveranstalteten, interdisziplinären Konferenz die neuesten Fortschritte und Herausforderungen im Einsatz von künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen. (Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und die nächste Ausgabe ist für November 2024 bereits in Planung!)

Erfolgreiche Evaluierung für das LBI DHPS

Nach 3,5 Jahren Forschungstätigkeit wurde das LBI DHPS im Rahmen des LBG Evaluierungsprozesses von drei internationalen Expert:innen besucht, um gemeinsam auf unsere bisherigen Projekte und Leistungen zurückzublicken und uns für die verbleibende Zeit erneut zu fokussieren.

Wir freuen uns über die positive Bewertung und den wertvollen Input der Evaluatoren. Wir sind stolz auf die bisher erbrachte Leistung und die Erfolge unseres Teams! In die verbleibende Zeit sind wir motiviert und voller Ideen gestartet, Patient:innensicherheit durch unsere Forschung weiter zu verbessern!

Ausgewählte Publikationen

“Loved ones are not ‘visitors' in a patient's life”—The importance of including loved ones in the patient's hospital stay: An international Twitter study of #HospitalsTalkToLovedOnes in times of COVID-19. Hriberšek M, Eibensteiner F, Kapral L, Teufel A, Nawaz FA, Cenanovic M, Sai CS, Devkota HP, De R, Singla RK, Parvanov ED, Tsagkaris C, Atanasov AG and Schaden E (2023)

Front. Public Health 11:1100280. doi: 10.3389/fpubh.2023.1100280 https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpubh.2023.1100280/full

Development of a Reinforcement Learning Algorithm to Optimize Corticosteroid Therapy in Critically Ill Patients with Sepsis. Bologheanu R, Kapral L, Laxar D, Maleczek M, Dibiasi C, Zeiner S, Agibetov A, Ercole A, Thoral P, Elbers P, Heitzinger C, Kimberger O.

Journal of Clinical Medicine. 2023; 12(4):1513. https://doi.org/10.3390/jcm12041513

The influence of explainable vs non-explainable clinical decision support systems on rapid triage decisions: a mixed methods study. Laxar, D., Eitenberger, M., Maleczek, M. et al.

BMC Med 21, 359 (2023). https://doi.org/10.1186/s12916-023-03068-2

The promise of digital healthcare technologies. Yeung AWK, Torkamani A, Butte AJ, Glicksberg BS, Schuller B, Rodriguez B, Ting DSW, Bates D, Schaden E, Peng H, Willschke H, van der Laak J, Car J, Rahimi K, Celi LA, Banach M, Kletecka-Pulker M, Kimberger O, Eils R, Islam SMS, Wong ST, Wong TY, Gao W, Brunak S and Atanasov AG (2023)

Front. Public Health. 11:1196596. doi: 10.3389/fpubh.2023.1196596 https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpubh.2023.1196596/full

Influence of various factors on the legal outcome of cases of child abuse—experiences gathered at an interdisciplinary forensic examination center in Vienna, Austria. Kletečka-Pulker, M., Doppler, K., Völkl-Kernstock, S. et al.

Int J Legal Med 138, 3–14 (2024). https://doi-org.uaccess.univie.ac.at/10.1007/s00414-023-03094-y

Live stream of prehospital point-of-care ultrasound during cardiopulmonary resuscitation - A feasibility trial. Hafner C, Manschein V, Klaus DA, Schaubmayr W, Tiboldi A, Scharner V, Gleiss A, Thal B, Krammel M, Hamp T, Willschke H, Hermann M.

Resuscitation. 2023 Dec 16;194:110089. doi: 10.1016/j.resuscitation.2023.110089. Epub ahead of print. PMID: 38110144. https://www.resuscitationjournal.com/article/S0300-9572(23)00825-0/fulltext

Das Team

Unser Anliegen ist es, mit unseren vielfältigen Projekten die Gesundheitskompetenz und die Patientensicherheit zu erhöhen. Dafür setzen wir partizipative Methoden und Ansätze von Open Innovation in Science ein, um zu einem Empowerment von Patient:innen und Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen beizutragen – immer mit einem Fokus auf digitale Tools.

Anna Teufel, BSc, MA

Leitung

Univ.-Prof. Dr. Harald Willschke

Wissenschaftliche Co-Leitung

Dr. Maria Kletečka-Pulker

Wissenschaftliche Co-Leitung

Elisabeth Klager, MSc

Administrative Leiterin

5
Key-Researcher:innen
3
Postdocs
11
PhD-Student:innen/Dissertant:innen
3
Diplomand:innen/Masterstudent:innen
1
Bachelorstudent:innen
1
Wissenschaftliche Fachkräfte
5
Wissenschaftliches Forschungspersonal
3
Administratives Personal

Partner

Medizinische Universität Wien
Caritas der Erzdiözese Wien
Niederösterreichische Landesgesundheitsagentur
Philips Austria
Becton, Dickinson and Company
Wiener Gesundheitsfonds
Österreichische Plattform für Patient:innensicherheit
Stand: Mai 2024

Wissenschaftlicher Beirat

Prof. Dr. Gerhard Aignerehem. Sektionschef im österreichischen Gesundheitsministerium
Dr. Christian FohringerMedizinischer Leiter Notruf Niederösterreich
Prof. Dr. Klaus Markstaller Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender, Universitätsklinikum Augsburg
Prof. Dr. David Schwappach, MPHProfessor für Patientensicherheit, Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM), Universität Bern
Prof. Dr. Dr. Kai Zacharowski, ML FRCAehem. Präsident der European Sociehem. Präsident der European Society of Anaesthesiology & Intensive Care, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Universitätsklinikum Frankfurt, Goethe Universität
Vertreter:in aus dem Österreichischem Patient:innenbeiratExpert:in aus Patientensicht
Stand: Mai 2024

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