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Therapieresistenzen früher erkennen
LBI Applied DiagnosticsProstatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Österreich. Wird der Krebs früh erkannt, kann das Prostatakarzinom chirurgisch entfernt und mit Strahlentherapie behandelt werden. Ist die Erkrankung fortgeschritten und der Tumor metastasiert, muss eine länger andauernde Hormontherapie gestartet werden – hier kann es zu Resistenzen kommen. Das LBI Applied Diagnostics hat nun untersucht, ob bildgebende Verfahren dazu beitragen können, Therapieresistenzen früher und ohne Biopsie zu erkennen.
Für diese erste explorative Studie wurden PET/MRT-Bilder von zehn Patienten analysiert, die kurz zuvor eine Prostatakrebsdiagnose erhalten hatten. Den Patienten wurde Blut abgenommen, um den Testosteronspiegel und den Prostata-spezifischen Antigen-Wert zu bestimmen. Danach wurden an zwei separaten Studientagen PET/MRT-Scans mit zwei Liganden, die an den Antigenrezeptor und das Prostata-spezifische Membranantigen binden, durchgeführt.
Diese Untersuchungen fanden vor der geplanten Prostatektomie statt, also vor der Entfernung der Prostata und des angrenzenden Gewebes. Zusätzlich zur routinemäßigen histologischen Untersuchung des Tumorgewebes analysierten die Wissenschaftler:innen auch die Expression des Androgenrezeptors und des Prostata-spezifischen Membranantigens. Damit ist die Studie die erste, die quantitativ die Korrelation zwischen Bildgebungssignalen von zwei PET-Tracern und den entsprechenden Zielstrukturen bewertete.
„Der Androgenrezeptor-Status ist deshalb so interessant, weil viele Medikamente zur Behandlung von Prostatakrebs über den Androgenrezeptor wirken“, erklärt Valentin al Jalali, Erstautor der Studie. Durch Veränderungen im Status des Androgenrezeptors komme es im Therapieverlauf oft zu Resistenzen, so der Forscher am LBI Applied Diagnostics weiter. Würde die Expression des Androgenrezeptors und des Prostata-spezifischen Antigens in den PET-Scans mit der histopathologischen Untersuchung korrelieren, könnte in Zukunft die PET-Bildgebung als potenzieller Ersatz für die histopathologische Analyse fungieren. Für Patienten könnte so der Status ihrer Erkrankung schneller und ohne Eingriff erfasst werden.
Die Wissenschaftler:innen bewerteten die Expression des Androgenrezeptors und des Prostata-spezifischen Membranantigens mit der Open-Source-Software QuPath und einem vierstufigen Bewertungssystem. Die Korrelation zwischen den Bildgebungssignalen und der Markerexpression wurde statistisch bewertet. Die Studie zeigte deutlich, dass sich der radioaktiv markierte PSMA-Ligand 68Ga-PSMA-HBED-CC als Radiotracer für die primäre Prostatakrebs-Diagnose eignet, während der Rezeptorligand [18F]-fluoro-5α-dihydrotestosteron Veränderungen der Androgenexpression anzeigt. Diese Erkenntnis, so schlussfolgern die Wissenschaftler:innen, könnte bei Patienten mit Androgendeprivationstherapie dazu führen, dass mittels regelmäßiger PET-Bildgebung Therapieresistenzen schneller ermittelt werden.
„Auf Basis der Erkenntnisse unserer Studie kann nun eine weitere prospektive Studie durchgeführt werden, bei der Prostatakrebspatienten über ihren Therapieverlauf hinweg beobachtet werden“, sagt al Jalali. Bestätigt sich die Hypothese, dass der FDHT-PET-Scan das Auftreten von Therapieresistenzen frühzeitig anzeigt, hätte das enorme Auswirkungen auf die Therapie, so der Wissenschaftler weiter. Dann könnten Therapien schneller und früher angepasst werden, um in Zukunft Tumore noch besser behandeln zu können.
Highlights
Drei Professuren 2022 finalisiert
Thomas L. Mindt
wurde assoziierter Professor in Bioanorganischer Radiochemie an der Fakultät für Chemie, Institut für Anorganische Chemie, Universität Wien.
Markus Mitterhauser
trat die Professur für Applied Diagnostics an der Fakultät für Chemie, Institut für Anorganische Chemie, Universität Wien, an.
Gerda Egger
hielt die Antrittsvorlesung ihrer Professur im Fachbereich Tumorbiologie an der Medizinischen Universität Wien.
Weitere Highlights
Bericht über Belastung durch Depressionen in Europa
Judit Simon, Leiterin der Abteilung für Gesundheitsökonomie am Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien, hat im neu publizierten Economist Intelligence Report on Depression in Europe als eine von sechs Expert:innen ihr Fachwissen eingebracht.
Neue App verhilft zu mehr Mobilität
In Co-Creation mit 14 Co-Forscher:innen ist die App PATIOSpots in den App- und Playstores erschienen. Damit wurde der erste Schritt für eine Orientierungshilfe für direkt und indirekt von Prostatakrebs betroffene Personen nach der Diagnose geschaffen.
Ausgewählte Publikationen
Consecutive PSMA and AR PET imaging shows positive correlation to AR and PSMA protein expression in primary hormone naïve prostate cancer. Al Jalali V, Wasinger G, Rasul S, Grubmueller B, Wulkersdorfer B, Balber T, Mitterhauser M, Simon J, Hacker M, Shariat S, Egger G, Zeitlinger M. J
CAM-Xenograft Model Provides Preclinical Evidence for the Applicability of [68Ga]Ga-Pentixafor in CRC Im-aging. Benčurová K, Friske J, Anderla M, Mayrhofer M, Wanek T, Nics L, Egger G, Helbich TH, Hacker M, Haug A, Mitterhauser M, Balber T.
Excess resource use and costs of physical comorbidities in individuals with mental health disorders: A sys-tematic literature review and meta-analysis. Simon J, Wienand D, Park AL, Wippel C, Mayer S, Heilig D, Laszewska A, Stelzer I, Goodwin GM, McDaid D.
Experimental Nuclear Medicine Meets Tumor Biology. Balber T, Tran L, Benčurová K, Raitanen J, Egger G, Mitterhauser M.
Evaluation of a Radiolabeled Macrocyclic Peptide as Potential PET Imaging Probe for PD−L1. Jouini N, Cardinale J, Mindt Th L.
Das Team
Leitung
Univ.-Prof. Mag. Dr. Markus Mitterhauser
Leiter
Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerda Egger
Stv. Leiterin