Glykobiologie der Arthrose

LBI für Arthritis and Rehabilitation

Rund ein Viertel der Österreicher:innen leidet unter Arthrose, Tendenz steigend. Eine Gelenkabnützung kann zwar gebremst, aber nicht rückgängig gemacht werden. Noch immer gibt es viele offene Fragen bei der Entstehung und Behandlung der Krankheit. Das LBI für Arthritis and Rehabilitation hat seinen Fokus für die nächsten drei Jahre deshalb auf die Arthrose-Forschung gelegt.

Das Forschungsteam will verstärkt die zellulären und molekularen Mechanismen bei der Entstehung von Arthrose aufklären, Biomarker zur besseren Vorhersage von Behandlungserfolgen erforschen und neue Therapieansätze erarbeiten. Neben dem laufenden Aufbau der großen Kohorten- und Biomaterialdatenbank BLOAR, der Entwicklung von Algorithmen zur Analyse von Bilddaten von Arthrosepatient:innen, ist die Entschlüsselung der Pathogenese bei Arthrose zentrales Forschungsthema.

Stefan Tögel und sein Team am LBI für Arthritis and Rehabilitation untersuchen die Relevanz von Glykan-Lektin-Wechselwirkungen bei der degenerativen Gelenkerkrankung. „Wir versuchen mit unserer glykobiologischen Forschung einen Beitrag zur Aufklärung der molekularen Ursachen der Arthrose zu leisten“, erklärt Stefan Tögel. „Wenn es uns gelingt, in die Regulation der Galektin-Überexpression einzugreifen oder die Bindung der Galektine an Knorpelzellen zu hemmen, wären das erste Ansatzpunkte für eine mögliche therapeutische Intervention.“

Dazu analysieren die Wissenschaftler:innen die Beteiligung von Galektinen an pathophysiologischen Prozessen bei Arthrose im Früh- und Endstadium. Sie konnten in vorangegangenen Studien zeigen, dass Galektin-1, -3 und -8 eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Manifestation der Erkrankung spielen. 2022 konzentrierten sich die Wissenschaftler:innen auf die Wirkung von Galektin-4, ein Protein, das beim Menschen vom LGALS4-Gen kodiert wird. „Gal-4 ist in den Knorpelzellen von arthrotischem Gelenkknorpel im Knie überexprimiert“, erklärt Stefan Tögel. Insofern bestehe ein direkter Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Proteins und dem Schweregrad der Knorpeldegeneration. Denn Galektin-4, das an die Zelloberfläche von Knorpelzellen bindet, fördere Entzündungen und matrixabbauende Enzyme. Gleichzeitig steigere es die Wirkungen von Galektin-1, -3 und -8, so eine Studie der Forschungsgruppe. Die Wissenschaftler:innen gehen daher von einem „Galektin-Netzwerk“ aus, das gemeinsam an den Mechanismen zur Entstehung von Arthrose beteiligt ist.

Die Wissenschaftler:innen testeten auch die Anwendung von bifunktionellen Inhibitoren, die sowohl die schädlichen Galektine abfangen als auch knorpelabbauende Enzyme hemmen können. Ein weiteres Ziel ihrer Forschungsarbeit ist die Etablierung von geeigneten Tiermodellen, um die Funktionalität der Galektine in vivo untersuchen zu können. „Unsere Forschungsgruppe setzt sich seit Jahren intensiv mit dem Knorpel auseinander – in Zukunft wollen wir auch andere interessante Gewebestrukturen wie den Meniskus, die Gelenkkapsel oder die Bandscheiben untersuchen, die von degenerativen Veränderungen betroffen sind“, beschreibt Stefan Tögel weitere Forschungsziele.

Highlights

Publikation „Nuclear Magnetic Resonance Treatment Accelerates the Regeneration of Dorsal Root Ganglion Neurons in vitro“

Erstautorin Anda Mann, BSc untersuchte die Wirkung von Kernspinresonanztherapie auf Schwann-Zellen und Dorsalwurzelganglion-Neuronen. Die Studie zeigt, dass die Kernspinresonanztherapie in Zukunft für eine nichtinvasive Behandlung bei peripheren Nervenverletzungen geeignet sein könnte. Weitere Studien folgen.
DOI:10.3389/fncel.2022.859545

COVID-19 Yorkshire Rehabilitation Screening Tool

Lisa Sperl, BSc übersetzt und adaptiert für ihre Masterarbeit das COVID-19 Yorkshire Rehabilitation Screening Tool für Österreich. Ziel ist es, das multidisziplinäre Assessment-Tool für das österreichische Gesundheitswesen und damit einen möglichen Behandlungspfad für Patient:innen mit Long COVID-19 zur Verfügung zu stellen.

Professur für Martin Jakab

Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Martin Jakab, MSc wurde an die Paracelsus Privatuniversität Salzburg berufen. Sein Forschungsschwerpunkt liegt unter anderem in der Aufklärung von Mechanismen der Regulation des Zellvolumens und des intrazellulären pH-Werts sowie von deren Einflüssen auf das elektrophysische Verhalten von Zellen, auf Zellproliferation, Zellviabilität, Zellmigration und Zelltod.

Ausgewählte Publikationen

Imaging in Osteoarthritis. Roemer F.W., Guermazi A., Demehri S., Wirth W., Kijowski R.

Osteoarthritis Cartilage 30(7), 913-934 (2022) (IF: 7.507)

Novel analgesic/anti-inflammatory agents: 1,5-Diarylpyrrole nitrooxyethyl sulfides and related compounds as Cyclooxygenase-2 inhibitors containing a nitric oxide donor moiety endowed with vasorelaxant properties. Saletti M., Maramai S., Reale A., Paolino M., Brogi S., Di Capua A., Cappelli A., Giorgi G., D'Avino D., Rossi A., Ghelardini C., Di Cesare Mannelli L., Sardella R., Carotti A., Woelkart G., Klösch B., Bigogno C., Dondio G., Anzini M.

Eur J Med Chem 241, 114615 (2022). DOI:10.1016/j.ejmech.2022.114615 (IF: 6.514)

EULAR recommendations for the management of rheumatoid arthritis with synthetic and biological disease-modifying antirheumatic drugs: 2022 update. Smolen J.S., Landewé R.B.M., Bergstra S.A., Kerschbaumer A., Sepriano A., Aletaha D., Caporali R., Edwards C.J., Hyrich K.L., Pope J.E., de Souza S., Stamm T.A., Takeuchi T., Verschueren P., Winthrop K.L., Balsa A., Bathon J.M., Buch M.H., Burmester G..R, Buttgereit .F, Cardiel M.H., Chatzidionysiou K., Codreanu C., Cutolo M., den Broeder A..A, El Aoufy K., Finckh A., Fonseca J.E., Gottenberg J.E., Haavardsholm E.A., Iagnocco A., Lauper K., Li Z., McInnes I.B., Mysler E.F., Nash P., Poor G., Ristic G.G., Rivellese F., Rubbert-Roth A., Schulze-Koops H., Stoilov N., Strangfeld A., van der Helm-van Mil A., van Duuren E., Vliet Vlieland T.P.M., Westhovens R., van der Heijde D.

Ann Rheum Dis 82(1): 3-18.2023. DOI:10.1136/ard-2022-223356 (IF: 28.0)

Patient-reported outcomes with anifrolumab in patients with systemic lupus erythematosus. Stamm T., Parodis I., Studenic P.

The Lancet Rheumatology 4(3), 157-159 (2022). DOI:10.1016/S2665-9913(22)00029-7 (IF: 35.4)

Coronavirus vaccine hesitancy among unvaccinated Austrians: Assessing underlying motivations and the effectiveness of interventions based on a cross-sectional survey with two embedded conjoint experiments. Stamm T.A., Partheymüller J., Mosor E., Ritschl V., Kritzinger S., Eberl J.M.

Lancet Reg Health Eur 17, 100389 (2022). DOI:10.1016/j.lanepe.2022.100389

Das Team

Our mission is to conduct research that leads to better outcomes for people with osteoarthritis and other musculoskeletal and chronic diseases. While our basic scientists search for causes and new treatment targets, we also translate these findings into clinical practice and work with real world data.

InstitutsleiterinUniv.-Prof. Dr. Tanja Stamm, PhD

Leitung

n

Univ.-Prof. Dr. Tanja Stamm, PhD

Leiterin

Priv. Doz. Mag. Dr. Bibiane Steinecker-Frohnwieser

Stv. Leiterin

2
Key Researcher:innen
2
Postdocs
3
PhD-Student:innen/Dissertant:innen
2
Diplomand:innen/Masterstudent:innen
4
Wissenschaftliche Fachkräfte
30
Wissenschaftliches Forschungspersonal
3
Administratives Personal

Partner

Medizinische Universität Graz (AT)
Medizinische Universität Wien (AT)
Österreichische Gesundheitskasse Niederösterreich (AT)
Karl-Franzens-Universität Graz (AT)
Paracelsus Medizinische Universität Salzburg (AT)
Pensionsversicherungsanstalt (AT)
Stand: Mai 2023

Wissenschaftlicher Beirat

Margreet Kloppenburg, MD, PhDLeiden University Medical Center (NL)
Prof. Thomas PapUniversity Hospital Münster (DE)
François Rannou, MD, PhDUniversity Paris Descartes (FR)
Stand: Mai 2023

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