Leben mit künstlicher Herzpumpe

LBI für Kardiovaskuläre Forschung

Ist die Pumpleistung des Herzens zu schwach, kann oft nur eine Herztransplantation das Leben von Patient:innen retten. Aber die Wartelisten dafür sind lang und nicht alle Patient:innen kommen für eine Organtransplantation in Frage. Seit rund zehn Jahren werden linksventrikuläre Unterstützungssysteme, kurz LVADs, als Ersatz für Herztransplantationen bei Patient:innen mit fortgeschrittener Linksherzinsuffizienz angewendet. Ursprünglich für die Zeit bis zur Transplantation entwickelt, werden sie heute auch zur Langzeittherapie eingesetzt. Das LBI für Kardiovaskuläre Forschung, kurz LBI Cardio, untersuchte zwei dieser künstlichen Herzpumpen auf ihre Handhabung im Alltag und die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Träger:innen.

Seit rund zehn Jahren werden linksventrikuläre Unterstützungssysteme, kurz LVADs, als Ersatz für Herztransplantationen bei Patient:innen mit fortgeschrittener Linksherzinsuffizienz angewendet. Patient:innen sind ständig mit einem Antriebskabel zwischen Herzpumpe und dem tragbaren Steuerungscomputer verbunden.

Bei schwacher Pumpleistung des Herzens werden die Organe nicht mehr ausreichend durchblutet. Mit einem LVAD kann das Herz mit weniger Kraftaufwand Blut durch den Körper pumpen. Dazu saugt die künstliche Herzpumpe Blut aus der linken Herzkammer heraus und pumpt es über einen Schlauch in die Hauptschlagader. Angetrieben wird das System von einem Steuerungscomputer und Batterien – außerhalb des Körpers. Patient:innen sind also ständig mit einem Antriebskabel zwischen Herzpumpe und dem tragbaren Steuerungscomputer verbunden, was zu massiven Beeinträchtigungen im Alltag führt.

Um die Beeinträchtigungen genauer zu beschreiben und etwaige menschliche Fehlerquellen in der Handhabung von LVADs zu definieren, wurden 58 Patient:innen befragt, die zwischen 2011 und 2020 ein HeartMate 3-LVAD oder ein HeartWare-HVAD-System erhalten hatten. Im Vorfeld konkretisierten die Wissenschaftler:innen am LBI Cardio mittels systematischer Literaturrecherche und Expert:inneninterviews Themenblöcke, um einen Fragebogen zu erstellen. Sechs Bereiche wurden abgefragt: Stromversorgung, Reaktion und Vorbereitung auf Notfallsituationen, Tragbarkeit des Geräts, Mobilität und Bewegungsfreiheit in besonderem Hinblick auf Reisen, Modifikationen durch die Benützer:innen und Anpassung an den Alltag.

Batterietausch und Stromversorgung seien für die meisten Patient:innen kein Problem, auch auf technische Notfallsituationen fühlten sich nur rund 10 Prozent der Befragten nicht vorbereitet, so die Studie. Rund 12 Prozent der Studienteilnehmer:innen gaben an, mindestens einmal unabsichtlich das Antriebskabel vom Steuerungscomputer getrennt zu haben. Überhaupt sei, laut Studie, die Größe und das Gewicht der Tragetasche mit dem Steuerungscomputer das größte Problem im Alltag. Etwa 25 Prozent gaben an, ein eigenes Tragesystem entwickelt zu haben, rund 40 Prozent mussten ihren Kleidungsstil an das Gerät anpassen. Auch Wohnungen und Häuser wurden von vielen adaptiert, beispielsweise durch die Anschaffung von Notstromaggregaten. Obwohl nur die Hälfte der Studienteilnehmer:innen aus allgemeinen Sicherheitsbedenken und Angst vor Alarmen das Autofahren aufgab, zeigte sich doch eine deutliche Einschränkung bei der Mobilität. Auslandsreisen wurden aus Unsicherheit, aufgrund von organisatorischer Belastung und der Angst, wichtige Komponenten der LVADs zu vergessen, von rund 80 Prozent nicht mehr unternommen. Auch die Erwerbstätigkeit konnte von den meisten nicht aufrechterhalten werden.

Für die Wissenschaftler:innen am LBI Cardio zeigt die Studie deutlich, dass sich der Designprozess von LVAD-Systemen der nächsten Generation nicht nur auf Pumpenleistung und technische Finessen konzentrieren soll, sondern auch auf die Alltagstauglichkeit für die Träger:innen. Dazu gehören neben diskreteren, leichteren und modifizierbaren Tragesystemen auch ein integriertes Fernüberwachungssystem und Backup-Batterien. Leichtere, reiseoptimierte Batterieladegeräte und Netzwerkteile könnten der Mobilitätseinschränkung entgegenwirken. Die Wissenschaftler:innen raten außerdem zu einer jährlich verpflichtenden Geräteschulung.

Weitere Informationen

Highlights

European Society of Cardiology

Kurt Huber wurde 2022 zum Präsidenten der Association for Acute CardioVascular Care (ACVC) der Euroean Society of Cardiology gewählt. Die ACVC arbeitet kontinuierlich an einer Verbesserung der Qualität der Betreuung von Patient:innen mit akuten kardiovaskulären Erkrankungen. Kurt Huber ist Primarius der 3. Med. Abt. mit Kardiologie und Internistischer Intensivmedizin an der Klinik Ottakring und leitet am LBI für Kardiovaskuläre Forschung gemeinsam mit Johann Wojta die Projektlinie "Biomarker bei Kardiovaskulären Erkrankungen“.

ISHLT VAD Coordinator Career Development Award 2022

Thomas Schlöglhofer, MSc hat für seine Kaltplasma-Anwendung bei der Therapie von Driveline-Infektionen, einer Pumpenkabel-Infektion bei Patient:innen mit linksventrikulärem Unterstützungssystem, den VAD Coordinator Career Development Award 2022 der International Society for Heart and Lung Transplantation (ISHLT) gewonnen.

Symposium „Additive Manufacturing in Medicine“

Bereits zum vierten Mal organisierte das LBI für Kardiovaskuläre Forschung im Dezember 2022 ein Symposium zu 3D-Druck in der Medizin. Forscher:innen und Industriepartner:innen diskutierten die klinische Anwendung von 3D-Druck, den Einsatz von VR/AR für die präoperative Planung und die Entwicklung von Biotinen. Höhepunkt war die Gründung der „European Special Interest Group for 3D Printing in Hospitals“.

Ausgewählte Publikationen

Chorion-derived extracellular matrix hydrogel and fibronectin surface coatings show sim-ilar beneficial effects on endothelialization of expanded polytetrafluorethylene vascular grafts. 1. Rohringer S, Schneider KH, Eder G, Hager P, Enayati M, Kapeller B, Kiss H, Windberger U, Podesser BK, Bergmeister H

Mater Today Bio. 2022 Apr 16;14:100262

Pharmacologic modulation of intracellular Na+ concentration with ranolazine impacts in-flammatory response in humans and mice. 2. Lenz M, Salzmann M, Ciotu CI, Kaun C, Krychtiuk KA, Rehberger Likozar A, Sebestjen M, Goederle L, Rauscher S, Krivaja Z, Binder CJ, Huber K, Hengstenberg C, Podesser BK, Fi-scher MJM, Wojta J, Hohensinner PJ, Speidl WS

Proc Natl Acad Sci U S A. 2022 Jul 19;119(29):e2207020119

Sympathetic nerve innervation and metabolism in ischemic myocardium in response to remote ischemic perconditioning. 3. Kiss A, Wu P, Schlederer M, Pilz PM, Szabo PL, Li J, Weber L, Vraka C, Pichler V, Mitterhau-ser M, Zhang X, Zins K, Abraham D, Li S, Podesser BK, Hacker M, Li X

Basic Res Cardiol. 2022 Aug 25;117(1):42

The year in cardiovascular medicine 2021: acute cardiovascular care and ischaemic heart disease. Price S, Katz J, Kaufmann CC, Huber K

Eur Heart J. 2022 Feb 22;43(8):800-806

A Sensorless Modular multiobjective control algorithm for left ventricular assist devices: a clinical pilot study. 5. Maw M, Schlöglhofer T, Marko C, Aigner P, Gross C, Widhalm G, Schaefer AK, Schima M, Wittmann F, Wiedemann D, Moscato F, Kudlik D, Stadler R, Zimpfer D, Schima H

Front Cardiovasc Med. 2022 Apr 25;9:888269

Das Team

Das Jahr 2022 war, nach dem Abklingen der Pandemie, gekennzeichnet durch die Normalisierung von Arbeitsabläufen am Institut, seien es wissenschaftliche Tätigkeiten oder administrative Arbeiten. Die Stimmung ist optimistisch und der Blick ist in eine erfolgreiche Zukunft gerichtet.

InstitutsleiterUniv.-Prof. PhD Johann Wojta

Leitung

Univ.-Prof. Dr. Johann Wojta

Leiter

Univ.-Prof. Heinrich Schima PhD

Stv. Leiter

11
Key-Researcher:innen
3
Postdocs
9
PhD-Student:innen/Dissertant:innen
8
Diplomand:innen/Masterstudent:innen
1
Bachelorstudent:innen
6
Administratives Personal
1
Sonstiges Personal

Partner

Medizinische Universität Wien (AT)
Wiener Gesundheitsverbund (AT)
Stand: Mai 2023

Wissenschaftlicher Beirat

Prof. Lina BadimonInstitut Català de Ciències Cardiovasculars IR, Hospital de la Santa Creu i Sant Pau, Barcelona (ESP)
Prof. Ulrich SteinseiferRWTH Aachen University (DE)
Prof. Bart MeynsKU Leuven (BE)
Stand: Mai 2023

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