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Impfkommunikation
im Gesundheitswesen
LBI Digital Health and Patient SafetySeit mehr als zwei Jahren gibt es eine Impfung gegen Covid-19. In Österreich sind rund dreiviertel der Bevölkerung grundimmunisiert. Etwas höher ist die Impfrate im Gesundheitswesen. Was sind dort die Gründe, sich für oder gegen eine Impfung zu entscheiden? Welchen Einfluss haben Arbeitgeber:innen auf das Impfverhalten ihrer Mitarbeiter:innen? Das hat das LBI Digital Health and Patient Safety in einer Studie für den Gesundheitsbereich untersucht.
640 Angestellte der Caritas Wien und Niederösterreich wurden zwischen Dezember 2021 und Jänner 2022 befragt. „Wir wollten die Beweggründe, warum sich Menschen für oder gegen die Impfung entscheiden, besser verstehen“ erklärt Studienleiterin Dr. Maria Kletecka-Pulker. Die Wahl ist auf die Caritas gefallen, da die Organisation intern gezielte Aufklärungsarbeit zur Impfung betrieben habe, so die Co-Direktorin des LBI Digital Health and Patient Safety weiter.
Als die ersten Impfdosen in Österreich erhältlich waren, ermutigte die Caritas ihre Mitarbeiter:innen bereits, sich impfen zu lassen. Es gab für alle ein verpflichtendes, individuelles Aufklärungsgespräch über Vorteile und mögliche Risiken der Impfung mit einem Arzt oder einer Ärztin. Für Mitarbeiter:innen ohne ausreichende Deutschkenntnisse gab es eine Beratung in deren Muttersprache. Zusätzlich bekamen nicht geimpfte Mitarbeiter:innen ein Informationsschreiben, das auf mögliche Ängste und Bedenken hinsichtlich des Impfstoffes einging. Trotz dieser intensiven Bemühungen konnten nur rund fünf Prozent der Mitarbeiter:innen ohne Impfung überzeugt werden, sich doch gegen das Coronavirus impfen zu lassen.
Arbeitgeber:innen könnten Informationen bereitstellen und vermitteln, die Entscheidung für oder gegen eine Impfung bleibe trotzdem ein komplexer Prozess, der öffentliche Debatten, Weltanschauung, politische Einflüsse, aber auch die Aufnahme von Informationen umfasse, so das Resümee der Wissenschaftler:innen am LBI Health and Patient Safety. Was aber sind die Gründe, sich für oder gegen eine Impfung zu entscheiden, vor allem bei Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind und die Konsequenzen einer Covid-Erkrankung hautnah miterleben?
Die Studie zeigt, dass Menschen, die im Gesundheitsbereich arbeiten, ähnliche Gründe angeben wie der Rest der österreichischen Bevölkerung. Für den Großteil der geimpften Mitarbeiter:innen wie auch der Gesamtbevölkerung war der persönliche Schutz und der Schutz anderer Personen Hauptgrund für die Impfung. Zum Zeitpunkt der Studie befanden sich ungeimpfte Menschen im Lockdown. Die gesellschaftliche Bedeutung und die Möglichkeit, wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, waren für viele Studienteilnehmer:innen weitere Gründe, sich impfen zu lassen.
Anders sah die Situation bei ungeimpften Studienteilnehmer:innen aus. Sie nannten die Angst vor Nebenwirkungen und vor Langzeitfolgen nach der Impfung als häufigsten Grund. Weder der Lockdown noch eine mögliche Impfpflicht, die damals im Raum stand, könne sie von der Impfung überzeugen. Auch Anreize – insbesondere monetäre, die debattiert wurden, – lehnten ungeimpfte Mitarbeiter:innen strikt ab. Als Hauptgrund für ihre Ablehnung gaben die meisten Befragten Misstrauen gegen den Impfstoff an sowie gegen Informationen, die von Seiten der Regierung und der Expert:innen ausgegeben wurden.
Die intensive Aufklärungsarbeit der Caritas war trotzdem nicht erfolglos. Die Studie zeigt deutlich, dass alle Teilnehmer:innen gut informiert waren und eine bewusste Entscheidung für oder gegen die Impfung trafen. Weiters zeigt die Studie, dass Vertrauen zwischen Arbeitsmediziner:innen und Mitarbeiter:innen ein wichtiger Faktor für die Umsetzung von Public-Health-Maßnahmen ist. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es für komplexe Entscheidungen im Gesundheitsbereich zwar keine einheitliche Lösung gibt, ausreichend Informationen, Vertrauen und Maßnahmen, die alle im Unternehmen miteinbeziehen, jedoch trotzdem entscheidend dafür sind, ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Highlights
Endlich wieder Kongresse und Tagungen
Im Mai 2022 nahm das LBI DHPS am Austrian Health Forum 2022 unter dem Motto „Zukunft statt Krise“ teil und diskutierte wichtige Innovations- und Integrationsschritte für das österreichische Gesundheitswesen. Im September präsentierten einige Forscher:innen des LBI DHPS ihre Projekte als Poster am AIC 2022, der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin.
Neues OIS-Projekt: „Reden Sie mit“ – Behandlungsfehler
Zum Auftakt lud das LBI DHPS zum Hintergrundgespräch mit Patientenanwalt Dr. Gerald Bachinger ein. Die erste Projektphase startete mit einem Crowdsourcing, bei dem die interessierte Öffentlichkeit zu ihrer Meinung und zu persönlichen Erfahrungen mit Behandlungsfehlern befragt wurde. Ziel des Projekts ist es, einen öffentlichen Dialog anzustoßen und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, die nachhaltige Veränderungen im Gesundheitswesen bewirken.
Visiting Researcher Dr. Olena Litvinova
Die ukrainische Gastforscherin Dr. Olena Litvinova konnte dank des ÖAW-JESH-Stipendiums und einer weiterführenden Förderung der LBG das zweite Halbjahr 2022 als Visiting Researcher am LBI DHPS in Wien tätig sein. Ab März 2023 wird sie die Forschung am LBI DHPS zum Thema „Patient empowerment to increase safety and health literacy with digital tools“ weiter vorantreiben.
Ausgewählte Publikationen
External validation of the ProVent score for prognostication of 1-year mortality of critically ill patients with prolonged mechanical ventilation: a single-centre, retrospective observational study in Austria. Dibiasi C., Kimberger O., Bologheanu R., Staudinger T., Heinz G., Zauner C., Sengölge G., and Schaden E.
Remote real-time supervision of prehospital point-of-care ultrasound: a feasibility study. Hermann M., Hafner C., Scharner V., Hribersek M., Maleczek M., Schmid A., Schaden E., Willschke H., and Hamp T.
Views on Assisted Suicide and Religious Belief. Kletecka-Pulker M., Völkl-Kernstock S., Atanasov A. G., Doppler K., Eitenberger M., Gabriel M., Klager E., Klomfar S., Teufel A., and Ruf A.-K.
Employer impact on COVID-19 vaccine uptake among nursing and social care employees in Austria. Ruf A.-K., Völkl-Kernstock S., Eitenberger M, Gabriel M., Klager E., Kletecka-Pulker M., Klomfar S., Teufel A. and Wochele-Thoma T.
Tell Us! A survey of public opinion on how to deal with COVID-19 risks and subsequent harm. Teufel A., Klager E., Grill C., Hribersek M., Ruf A.-K., Zindel L., Willschke H., Atanasov A. G., Eibensteiner F, and Kletecka-Pulker M.
Das Team
Leitung
Univ.-Prof. Dr. Harald Willschke
Wissenschaftliche Co-Leitung
Dr. Maria Kletečka-Pulker
Wissenschaftliche Co-Leitung
Elisabeth Klager, MSc
Administrative Leiterin