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Alltagsbegleitende Studien schneller
und kostengünstig durchführen
LBI for Digital Health and PreventionKönnen neue Technologien Menschen dabei unterstützen, nachhaltig ein gesundes Leben zu führen? Dieser Frage geht das LBI for Digital Health and Prevention seit Oktober 2019 nach.
Das Institut begleitet Patient:innen während einer Rehabilitation, um zu erforschen, welche digitalen Maßnahmen sich positiv auf ihre Gesundheit auswirken und welche nicht. Gleichzeitig versuchen die Forscher:innen digitale Präventionsstrategien zu entwerfen, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Eine digitale Studienplattform soll die Arbeit in der Gesundheitsforschung in Zukunft maßgeblich erleichtern.
„Wir wollen eine digitale Infrastruktur zur Verfügung stellen, die den Forschungsalltag und insbesondere das Durchführen und Evaluieren von Studien durch wiederverwendbare Komponenten erleichtert“, erklärt Daniela Wurhofer, Forscherin am LBI for Digital Health and Prevention. Unter dem Namen „MORE“ für Modular Open Research Platform for Digital Health haben die Forscher:innen in Zusammenarbeit mit der Softwarefirma Redlink GmbH eine digitale Studienplattform entwickelt. Diese besteht aus zwei Teilen: einer Computeranwendung und einer Smartphone-App. Anwender:innen können innerhalb der Plattform Studien erstellen, managen und evaluieren. Patient:innen nehmen über eine Smartphone-App teil, indem sie etwa täglich Fragebögen ausfüllen. Beim sogenannten Telehealth-Monitoring werden Daten der Patient:innen von Wearables wie Smartwatches automatisch an die Plattform weitergegeben, um Einblick in gezielte Verhaltensaspekte zu bekommen. Die Forscher:innen können diese anonymisierten Daten in Echtzeit einsehen und maschinell auswerten lassen. „Die größte Schwierigkeit beim Erstellen unserer Studien ist die Integration von externen Geräten und die Sammlung großer Datenmengen aus verschiedenartigen Quellen“, erzählt Wurhofer über die Herausforderungen in der Forschungsarbeit am LBI for Digital Health and Prevention. Mit der neuen digitalen Infrastruktur sollen diese Schwierigkeiten überwunden werden. Zusätzlich könnten damit hunderte Patient:innen gleichzeitig an Studien teilnehmen, so die Informatikerin.
Wie funktioniert die Plattform? Anwender:innen, die die Plattform zur Durchführung von Studien, Erhebungen und Beobachtungen nützen wollen, kommen nach dem Einloggen zu einem Dashboard, der Arbeitsoberfläche des Programms. Dort befinden sich alle selbst erstellten Studien und solche, für die sie eine Einladung zur Mitarbeit bekommen haben. Beim Anklicken der einzelnen Studien werden relevante Daten wie tägliche Updates der Studienteilnehmer:innen sowie eine Zusammenfassung sichtbar. Wer selbst eine Studie erstellen will, gibt den geplanten Beobachtungszeitraum, Studienteilnehmer:innen und Interventionen ein. Die modulare Architektur macht MORE sehr flexibel und für unterschiedlichste Studienanforderungen nutzbar. Im Moment testen die Forscher:innen am LBI for Digital Health and Prevention die Studienplattform anhand praktischer, aber fiktiver Anwendungsfälle, wie einer Studie zu körperlicher Inaktivität als einem wesentlichen Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie untersuchen, ob durch Senden von personalisierten und motivierenden Nachrichten auf dem Smartphone eine Steigerung der körperlichen Gesamtaktivität erreicht werden kann – ein weiteres Feature der digitalen Anwendung, das die Forscher:innen direkt und automatisch mit den Teilnehmer:innen interagieren lässt.
Um die Studienplattform möglichst an die Bedürfnisse der Anwender:innen anzupassen, arbeiten die Forscher:innen von Anfang an eng mit potenziellen Nutzer:innen und Stakeholder:innen zusammen. „Wir wollen die Plattform in ihrer Grundfunktionalität kostenlos zur Verfügung stellen“, sagt Wurhofer. Dabei denken die Forscher:innen nicht nur an wissenschaftliche Einrichtungen, sondern auch an Unternehmen, die die Studienplattform zum Erstellen, Testen und Weiterentwickeln von Gesundheitstechnologien nützen könnten. Das LBI for Digital Health and Prevention hofft, damit weitere Forschungs- und Entwicklungskooperationen anzuregen. Im Sommer 2023 soll MORE online gehen.
Highlights
Drei erfolgreiche erste Jahre
Im November 2022 wurde das dreijährige Bestehen des Instituts mit einem Pressegespräch und dem Online-Symposium „Salzburg Digital Health and Prevention Days 2022“ gefeiert. Eine anschließende Konferenz mit Vortragenden aus dem Netzwerk des LBI DHP und internationalen Expert:innen für digitale Gesundheit rundete die Feierlichkeiten ab.
„HERO – Das Herz-Reha-Informationstool“ läuft an
Pre-Doc und Physiotherapeutin Isabel Höppchen leitet die Entwicklung eines digitalen Prototyps, der Patient:innen nach einem akuten Herzereignis individuell angepasste Informationen zur kardiologischen Rehabilitation vermittelt. Unterstützt durch den OIS Enrichment Fund werden Patient:innen und Gesundheitsexpert:innen durch Workshops in die Gestaltung einer digitalen Technologie eingebunden.
Health Data Governance
Im Dezember 2022 trug das Institut zur Veröffentlichung eines Leitfadens für die Erstellung einer umfassenden Strategie für den Datenaustausch, den Datenschutz und die Governance von Mobile Health (mHealth) bei. Dieses Framework verwendet die ersten globalen Health-Data-Governance(HDG)-Prinzipien, die in Zusammenarbeit mit mehr als 200 Expert:innen für digitale Gesundheit aus über 130 globalen Organisationen entwickelt wurden. Ziel ist, die HDG-Prinzipien als Basis eines globalen WHO-Frameworks zu verankern.
Ausgewählte Publikationen
A guiding framework for creating a comprehensive strategy for mHealth data sharing, priva-cy, and governance in low- and middle-income countries (LMICs). Hussein R., Griffin A.C., Pichon A., Oldenburg J.
Development and validation of a 1-km cardio-trekking test to estimate cardiorespiratory fit-ness in healthy adults. Eisenberger L., Mayr B., Beck M., Venek V., Kranzinger C., Menzl A, Jahn I, Sareban M., Oberhoffer-Fritz R., Niebauer J., Böhm B.
Outpatient Cardiac Rehabilitation Closure and Home-Based Exercise Training During the First COVID-19 Lockdown in Austria: A Mixed-Methods Study. Kulnik ST, Sareban M, Höppchen I, Droese S, Egger A, Gutenberg J., Mayr B., Reich B., Wurhofer D., Niebauer J.
Research on Digital Technology Use in Cardiology: Bibliometric Analysis. Yeung A.W.K., Kulnik S.T., Parvanov E.D., Fassl A., Eibensteiner F., Völkl-Kernstock S., Kletecka-Pulker M., Crutzen R., Gutenberg J., Höppchen I., Niebauer J., Smeddinck J.D., Willschke H., Atanasov A.G.
Health literacy interventions for secondary prevention of coronary artery disease: a scoping review. Beauchamp A,. Talevski J., Niebauer J., Gutenberg J., Kefalianos E., Mayr B., Sareban M., Kulnik S.T.
Das Team
Leitung
Prim. Univ.-Prof. Dr. Dr. Josef Niebauer, MBA
Wissenschaftliche Leitung
Dr. Ing. Jan David Smeddinck, MSc
Wissenschaftliche Co-Leitung
Andreas Stainer-Hochgatterer
Administrative Leitung und Open Innovation in Science Manager