Klinische Forschungsgruppen (KFG)

Ein neues Förderinstrument für die heimische Forschung

Eine Lücke in der heimischen Förderlandschaft schließen: Dieser Auftrag des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung stellte die Weichen für Österreichs erste Förderschiene im Bereich der nichtkommerziellen krankheits- und patientenorientierten (translationalen), konsortionalen klinischen Forschung.

Neben der Unterstützung innovativer Forschung sollen im Sinne der Nachwuchsförderung jungen klinischen Forscher:innen hochqualitative Trainingsmöglichkeiten geboten werden.

Mit den Klinischen Forschungsgruppen (KFG) hat die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) ein neues Programm ins Leben gerufen, mit dem Ergebnisse aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung gebracht werden sollen („bench to bedside“). Insbesondere junge, wissenschaftsaffine Mediziner:innen sollen die Möglichkeit erhalten, ihren Forschungsideen nachzugehen. Daraus sollen sich auch neue Karriereoptionen in der Gesundheits- bzw. Medizinforschung eröffnen – ohne dafür ins Ausland abwandern zu müssen, wo es solche Modelle bereits gibt. Damit stärken die KFG maßgeblich die Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen klinischen Forschungsstandortes. Das Programm leistet einen Brückenschlag zwischen der Grundlagenforschung, deren Förderung in Österreich u.a. über den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) erfolgt, und der wirtschaftsnahen Entwicklung, die traditionell durch die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützt wird.

Das Bildungsministerium und der Fonds Zukunft Österreich (FZÖ) finanzieren das Programm mit Mitteln in Höhe von 25,26 Millionen Euro für eine Förderperiode von acht Jahren. Der Förderrahmen für Einzelprojekte beträgt eine halbe bis eine Million Euro pro Jahr, bei einer Förderdauer von vorerst vier Jahren, die nach positiver Zwischenevaluierung um weitere vier Jahre verlängert werden kann. Für jedes einzelne geförderte Projekt werden somit insgesamt bis zu 8 Millionen Euro ausgeschüttet, mit denen neben Material-, Sach- und anderen Kosten auch Personalkosten für fünf bis fünfzehn Forscher:innen abgedeckt werden können. Enthalten ist auch die Möglichkeit, zwei Rotationsstellen je KFG in Anspruch zu nehmen: Kliniker:innen werden von ihrer klinischen Tätigkeit freigestellt, um sich für einen definierten Zeitraum von jeweils bis zu einem Jahr vollumfänglich der wissenschaftlichen Arbeit widmen zu können.

Portrait: Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Polaschek

Mit dem in Österreich neuartigen Förderprogramm wird das Wissenschaftsministerium gemeinsam mit der LBG neue Wege gehen und so medizinische Innovationen ermöglichen. Das Förderprogramm ‚Klinische Forschungsgruppen‘ schließt eine Förderlücke in Österreich und soll sowohl die akademische Klinische Forschung befördern als auch jungen, klinisch tätigen Forschenden die Chance geben, Karriere in der Gesundheits- bzw. Medizinforschung zu machen. Damit stärken wir die Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen klinischen Forschungsstandortes.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek

Die Kurzantragsphase der ersten Ausschreibung war von Ende September bis Mitte November 2022 geöffnet. Sie richtete sich in erster Linie an die acht medizinischen Universitäten und Fakultäten des Landes, welche in Kooperation mit anderen Institutionen aus dem akademischen und dem nichtakademischen Sektor antragsberechtigt waren. Die Nachfrage war enorm: 44 eingereichte Kurzanträge mit einer beantragten Gesamtfördersumme von rund 163 Millionen Euro unterstrichen den dringenden Bedarf nach einer Förderschiene dieser Art. Die Bandbreite der beteiligten Partnerorganisationen umfasste inländische wie ausländische Universitäten, Krankenanstalten, Forschungseinrichtungen, Firmen und COMET Kompetenzzentren, Dachverbände und auch vier Ludwig Boltzmann Institute (Kardiovaskuläre Forschung, Traumatologie, Lungengesundheit, Digital Health and Patient Safety).

Die Bewertung der Kurzanträge erfolgte durch eine unabhängige, hochkarätig besetzte Expert:innenkommission unter dem Vorsitz von Prof. Lieselotte Højgaard, Professorin für Medizin und Technologie an der Universität Kopenhagen, Dänemark, sowie Leiterin der Abteilung für klinische Physiologie, Nuklearmedizin und PET am dänischen Rigshospitalet. Die weiteren Mitglieder der neunköpfigen Kommission kamen aus Frankreich, England, Deutschland und der Schweiz. Acht der 44 Antragsteller:innen wurden von der Kommission ausgewählt und Ende Jänner 2023 eingeladen, im nächsten Verfahrensschritt bis Mitte April 2023 Vollanträge einzureichen. Die in der zweiten Runde eingebrachten Vollanträge werden von unabhängigen internationalen Gutachter:innen geprüft. Anfang Juli sind die internationale Expert:innenkommission sowie die Finalist:innen zu einem Hearing in Wien eingeladen, in welchem die vorgestellten Projekte und Forschungsvorhaben gemeinsam diskutiert werden. Basierend auf den eingeholten Gutachten und dem Hearing wird die Expert:innenkommission eine Förderempfehlung für drei Projektkonsortien aussprechen. Die ersten Gruppen der neuen Förderschiene Klinische Forschungsgruppen können ihre Arbeit ab Oktober 2023 aufnehmen.

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