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Vorsicht bei erhöhten Blutzuckerwerten
LBI für LungengesundheitIn Österreich leben rund 600.000 Menschen mit Diabetes. Dabei könnte die chronische Stoffwechselerkrankung in vielen Fällen mit Präventionsmaßnahmen verhindert werden. Im Zuge der Austrian LEAD Study, der größten Gesundheitsstudie Österreichs, untersuchten Wissenschaftler:innen am LBI für Lungengesundheit jetzt die Häufigkeit von Prädiabetes bei Studienteilnehmer:innen.
Sind die Blutzuckerwerte erhöht, kann das ein Hinweis auf einen gestörten Zuckerstoffwechsel sein. Bei leicht erhöhten Blutzuckerwerten spricht man von Prädiabetes. Menschen mit Prädiabetes haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und chronisches Nierenversagen ist größer als bei Menschen mit Blutzuckerwerten im Normbereich. Sie haben jedoch die Chance, durch Lebensstilveränderungen (hauptsächlich durch Gewichtabnahme und gesunden Lebensstil) ihre Blutzuckerwerte eventuell wieder zu stabilisieren und somit das Risiko einer Diabeteserkrankung in der Zukunft zu reduzieren. Aber die wenigsten wissen, dass sie leicht erhöhte Blutzuckerwerte haben, dementsprechend gibt es auch keine Daten, wie viele Menschen in Österreich überhaupt betroffen sind. Dabei wären diese Daten essenziell, um gezielt Präventionsmaßnahmen zu setzen. „Verlässliche Daten zur Inzidenz und Prävalenz einer Erkrankung sind wichtig für das Ressourcenmanagement innerhalb des Gesundheitssystems und haben wirtschaftliche und politische Auswirkungen“, sagt Amiria Dal Grande, Forscherin am LBI für Lungengesundheit. Sie hat für ihre Studie „Prevalence and incidence of prediabetes and diabetes in an Austrian longitudinal general population cohort aged 6-80 years“ die Daten der rund 15.000 LEAD-Teilnehmer:innen untersucht und verglichen.
Obwohl die Langzeitstudie primär eine Lungengesundheitsstudie ist, werden auch viele andere Gesundheitsdaten der Teilnehmer:innen erfasst. Neben Blutdruck, Knochendichte, Fett- und Muskelgewebe wird unter anderem auch der Blutzuckergehalt, also Nüchternglukose und Hba1c, gemessen und die Einnahme von Diabetesmedikamenten erfragt. „Die LEAD-Daten liefern viel mehr als nur Daten zur Lungengesundheit, sondern auch zu vielen anderen gesellschaftsrelevanten chronischen Erkrankungen!“, so Dal Grande. Die Assistenzärztin für Innere Medizin konnte feststellen, dass im Beobachtungszeitraum von vier Jahren die Prävalenz für Prädiabetes bei allen Altersgruppen stark angestiegen ist. Besonders besorgt zeigt sich Dal Grande über die hohe Prävalenz bei 10-<20-Jährigen und ab 30-Jährigen. Denn genau diese Altersgruppen würden nicht routinemäßig auf Prädiabetes oder Diabetes untersucht. Bleibt die Erkrankung unentdeckt, könne es zu irreparablen Schädigungen durch den gestörten Zuckerhaushalt kommen, so Dal Grande.
Die Daten der Austrian LEAD Study repräsentieren die österreichische Allgemeinbevölkerung. Gerade bei der Prävalenz und Inzidenz von Diabetes zeigt sich aber ein starkes Ost-West-Gefälle in Österreich, das heißt, im Osten gibt es deutlich mehr an Diabetes erkrankte Menschen. Insofern können die Wissenschaftler:innen des LBI für Lungengesundheit nur Tendenzen für die österreichische Allgemeinbevölkerung aus der Studie ablesen. In Zukunft, so fürchtet Dal Grande, werde es in Österreich immer mehr Menschen mit gestörtem Glukosemetabolismus bzw. Glukosestoffwechsel geben. Das habe enorme Auswirkungen auf das Gesundheitssystem, aber auch auf die soziale und wirtschaftliche Lebensqualität von Betroffenen.
Die Wissenschaftlerin will mit den Daten auf die hohe Prävalenz von Prädiabetes im Kindes- und Jugendalter, aber auch bei jungen Erwachsenen aufmerksam machen. Denn hier könnten Präventionsmaßnahmen Diabetes und spätere Komplikationen verhindern. Menschen mit Risikofaktoren wie Übergewicht oder familiärer Diabetes sollten unbedingt gezielt gescreent werden, so die Wissenschaftlerin. Mit einem ersten Einblick in die Studie hat Amiria Dal Grande im August 2022 einen von drei Kurzvortragspreisen bei der 53. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin gewonnen.
Highlights
Neue Professur in Wien
Univ.-Prof.in Dr.in Sylvia Hartl, MBA wurde an die Sigmund Freud PrivatUniversität berufen. Sie hat den Lehrstuhl für Pneumologische Infektiologie und Beatmungsmedizin inne und wird weiterhin das LBI für Lungengesundheit leiten.
Lange Nacht der Forschung 2022
Das LBI für Lungengesundheit nahm an der Langen Nacht der Forschung am 20. Mai 2022 teil. Ganz nach dem Motto „Forschung, die beim Menschen ankommt“ konnten Kinder und Erwachsene bei Mitmachstationen ihre Lungenfunktion messen, ein eigenes Lungenmodell basteln und erforschen, wie sich die Lunge bei Übergewicht verändert.
Tag der offenen Tür am Nationalfeiertag 2022
Nach dreijähriger Pause veranstaltete das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung wieder einen Tag der offenen Tür. Mit dabei war auch das LBI für Lungengesundheit, das rund 2.000 Besucher:innen Einblick in seine Forschungsarbeit gab. Zusätzlich konnten die Besucher:innen ihre Lungenfunktion testen.
Ausgewählte Publikationen
Increasing test specificity without impairing sensitivity: lessons learned from SARS-CoV-2 serology. Perkmann T, Koller T, Perkmann-Nagele N, Ozsvar-Kozma M, Eyre D, Matthews P, Bown A, Stoesser N, Breyer MK, Breyer-Kohansal R, Burghuber OC, Hartl S, Aletaha D, Sieghar D, Quehenberger P, Marculescu R, Mucher P, Radakovics A, Klausberger M, Duerkop M, Holzer B, Hartmann B, Strassl R, Leitner G, Grebien F, Gerner W, Grabherr R, Wagner OF, Binder CJ, Haslacher H. J Clin Pathol
Aero-allergen sensitization in the general population: Longitudinal analyses of the LEAD (Lung Heart Social Body) Study. Kölli F, Breyer MK, Hartl S, Burghuber OC, Wouters EFM, Sigsgaard T, Pohl W, Kohlböck G, Breyer-Kohansal R
Distribution of chronic cough phenotypes in the general population: A cross-sectional analysis of the LEAD cohort in Austria. Abozid H, Baxter CA, Hartl S, Braun E, Salomonsson S, Breyer-Kohansal R, Breyer MK, Wouters EFM, Agusti A, Burghuber OC
Changes in lung function in European adults born between 1884 and 1996 and implications for the diagnosis of lung disease: a cross-sectional analysis of ten population-based studies. Allinson JP, Afzal S, Çolak Y, Jarvis D, Backman H, van den Berge M, Boezen HM, Breyer MK, Breyer-Kohansal R, Brusselle G, Burghuber OC, Faner R, Hartl S, Lahousse L, Langhammer A, Lundbäck B, Nwaru BI, Rönmark E, Vikjord SAA, Vonk JM, Wijnant SRA, Lange P, Nordestgaard BG, Olvera N, Agusti A, Donaldson GC, Wedzicha JA, Vestbo J, Vanfleteren LEGW; CADSET Clinical Research Collaboration
Combined analysis of five non-interventional studies of the effectiveness, tolerability, and safety of the extrafine fixed dose beclomethasone/formoterol combination in the treatment of asthma in Austria. Renner A, Marth K, Breyer-Kohansal R, Pohl W
Team
Leitung
Prim.a Univ.-Prof.in Dr.in Sylvia Hartl, MBA
Leiterin
Priv.-Doz.in Dr.in Marie-Kathrin Breyer, PhD
Stv. Leiterin